Lange hatten Video-Games und Casinospiele wenig gemeinsam. Computer- und Konsolenspiele, die ihren Anfang mit den ersten Computern in den 70er Jahren nahmen, wurden lange ganz ohne monetäre Gewinnchancen gespielt, sondern nur ums Verbessern und das Aufsteigen durch die Levels. Die Anschaffung der Software kostete zwar, dann war jedoch keine weitere Investition nötig, um alle Funktionen zu nutzen. Casinospiele wie Roulette, Blackjack, Poker oder Automatenspiele sind weitaus älter, die klassischen Tischspiele entwickelten sich über die vergangenen Jahrhunderte hinweg, auch die ersten einarmige Banditen wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt. Seit der Migration der Casino-Games in dem online Bereich beeinflussen sich beide Industrien jedoch gegenseitig, wobei das Spielerlebnis beim Zocken ums Geld, dem der Video-Games immer ähnlicher wird.
Virtualisierung von Casino-Games
Kaum jemand weiß, dass die Virtualisierung von Casino-Games bereits 1994 begann, als „The Gaming Club“ das traditionelle, analoge Zocken in den Online-Bereich verlagerte. Die technologische Entwicklung seitdem, und insbesondere in den letzten beiden Dekaden, ist jedoch beachtlich: anfänglich hatten diese Slots und Roulette-Games online nur wenig mit dem Erlebnis in landbasierten Casinos gemeinsam, der Unterhaltungswert ebenso wie der soziale Aspekt waren sehr beschränkt.
Die Legalität von Zocken online war ebenfalls lange fraglich – zwar boten Betreiber in europäischen Ländern mit liberaler Gesetzlage die Games im WWW an, die dann jedem Nutzer zugänglich waren. Offiziell war das Zocken im Internet in Deutschland jedoch weitgehend illegal, bis im Sommer 2021 der neue Glückspielstaatsvertrag in Kraft trat, der es den seriösen Anbietern nun auch hierzulande erlaubt Lizenzen zu erwerben und ihre Spiele ganz legal zu vertreiben.
Video Game Style Gambling
Auch das Spielerlebnis wird mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung dem der Videospiele immer ähnlicher. „Gamification“ und „Video Game Style Gambling“ lauten die Schlagworte, hinter denen sich vielseitige Spielfunktionen, hochauflösende Grafiken, mitreißende Sounderlebnisse und soziale Aspekte wie Chat-Rooms oder gar immersive Erlebnisse im VR-Bereich verbergen. Poker oder Blackjack wird oft in Casino-Rooms angeboten oder per Live-Stream, wobei man virtuell mit anderen Spielern an einem Spieltisch platznimmt und echte Croupiers das Spiel verwalten. Auch Spielautomaten gehen mittlerweile weit über die traditionellen Walzen mit Fruchtsymbolen hinaus, das Angebot ist grenzenlos, und viele lehnen sich im Gameplay an Blockbuster-Filme oder bekannte Videospiele an.
Gezockt werden kann oft bereits mit Minimaleinsätzen, und wer sein Geld schlau verwaltet und Spieltrends verfolgt, kann durchaus gute Gewinne einfahren. Anders als bei Videospielen kommt es jedoch nach wie vor bei Casino-Games in erster Linie aufs Glück an, und die Betreiber achten akribisch darauf, dass dabei auch nicht geschummelt werden kann.
Im Gegensatz dazu entwickeln sich auch die Video-Games derzeit in Richtung echter Gewinnmöglichkeiten, wobei hier nach wie vor strikte Grenzen herrschen. Bei einem Computer- oder Konsolenspiel darf an sich kein Bargeld gewonnen werden. Mit Aufkommen von eSport und internationalen Turnieren verschieben sich diese Grenzen jedoch, denn hier stehen oftmals gigantische Preispools in Aussicht: Den größten weltweit hatte bisher Dota 2 im Jahr 2021, mit einem Gesamtpreis von über 40 Millionen US-Dollar, das höchstdotierte Fortnite-Turnier fand 2019 mit einem Preispool von mehr als 15 Millionen US-Dollar statt.
Abos, Downloadable Content und In-Game-Käufen
Auch außerhalb des eSport verschiebt sich zwar weniger die Gewinnstruktur, jedoch durchaus die Investition weg vom Kaufen eines Spiels zu Abos, Downloadable Content und In-Game-Käufen. Nicht selten wird dies mit Skepsis betrachtet, denn wenngleich Videospiele schon lange auch ohne direktes finanzielles Risiko süchtig machen konnten, steht nun echtes Geld auf dem Spiel – beispielsweise, wenn bei Games wie Zynga’s Farmville oder Words With Friends ständig zum Geldausgeben animiert wird, um weitere Funktionen freizuschalten, schneller Ergebnisse zu erzielen oder eben mehr Spielelemente kaufen zu können. Besonders mit der Hinwendung zum mobile Gaming, wo es über Apple- oder Google-Pay noch einfacher geht, schnell Geld auszugeben, boomt dieser Markt. In-Game Käufe dominieren hier die Einnahmen, Game.de ermittelte, dass hiermit 98 Prozent des Umsatzes generiert wird, nur ein Prozent der in Deutschland ermittelten Erträge im mobilen Gaming-Bereich in Höhe von aktuell 2,9 Millionen Euro stammen aus Online-Services und Abos, weniger als ein Prozent von den Game-Käufen an sich.
Mini-Games in bekannten Spielen
Videogames und Casinospiele verbinden sich auf eine weitere Weise: bei Mini-Games in bekannten Spielen wie beispielsweise Grand Theft Auto, Fallout New Vegas oder The Witcher, in die Casino-Spiele oder andere Glückspiele in das Gameplay integriert wurden.
Zwar kann auch dabei kein echtes Geld gewonnen werden, dennoch hat dies zur Folge, dass vor allem jüngere Spieler auf traditionelle Casino-Games aufmerksam machen und womöglich zum echten Zocken animiert werden. Durch die Hinwendung zu mobilen Casino-Apps und technologisch ausgereiften Slots wird das Durchschnittsalter bei Online-Casinos immer jünger, derzeit liegt der größte Spieleranteil in diesem Bereich bei 25- bis 44-Jährigen, wobei man ein Mindestalter von 18 Jahren besitzen muss, um sich zum Glückspiel per Browser oder App anmelden zu können.
Fazit
Spannend bleiben die Zukunftsaussichten für beide Branchen. Wenngleich es gesetzlich sicher noch lange nicht möglich sein wird bei Videospielen Geld zu verdienen, wird das Gewinnpotenzial im eSport wie auch durch Games-Streaming immer größer. Umgekehrt werden die Online-Casinos technologisch stets ausgereifter und den Videospielen im Unterhaltungswert ähnlicher. Schon bald mag es möglich sein per VR-Brille in jedem Casino der Welt Platz zu nehmen und mit anderen Spielern, um Geld zu zocken.